Reisebericht Nr. 18 – Der schnelle Weg nach Wien

4. August 2012, 6 Kommentare

Nachdem wir Riga in Richtung Strand verlassen hatten, kamen wir im Naherholungsgebiet    Jurmala an und hatten zum ersten Mal tatsächlich Schwierigkeiten in einem Garten einen Zeltplatz zu finden, weil Jurmala fast nur aus Ferienhäusern besteht. Glücklicherweise fanden wir nach einiger Zeit dann eine Einheimische, die sogar gut Deutsch sprach und uns für eine Nacht in ihrem Garten aufnahm.

Leider verließ sie Lettland am nächsten Tag, um in Kanada Urlaub zu machen, aber sie vermittelte uns an ihre Nachbarin, wo wir eine weitere Nacht schlafen konnten und einige Zeit mit dem Hund Sara verbrachten.

Danach brachen wir unsere Zelte ab, um mal wieder etwas zu wandern. Leider stellte sich heraus, dass Nanni ihren Füßen nicht genug Zeit zur Erholung gegeben hatte, und wir mussten die mehrtägig geplante Wanderung auf eine Tageswanderung verkürzen und schliefen zu Abwechslung mal eine Nacht im Hotel.

Am nächsten Tag wollten wir nach Vilnius trampen, der Hauptstadt von Litauen. Zuerst fuhren wir mit dem Bus und Zug zu einer guten Straße und konnten relativ schnell unseren Weg in Richtung Vilnius fortsetzen. Doch leider verließ uns das Glück in einem kleinen Nest Namens Bauska. Hier warteten wir 2 Stunden lang vergeblich auf ein Auto, das Erbarmen mit uns hatte. Nach einer kurzen Frustpause mit Eiscreme und Cola hielt endlich ein Auto an und wir erkannten das österreichische Kennzeichen. Wir wurden gefragt “ Hey guys, where do you want to go to?“ Und wir antworteten: „Servus, wir möchten nach Vilnius“. Es stellte sich heraus, dass die beiden Österreicher Philipp und Rainer 20 Sekunden zuvor entschieden hatten auch nach Vilnius zu fahren und uns die letzten gut 200 km mitnahmen.

Die beiden befanden sich auf der Heimreise eines 5 Wochen langen Trips zu den Lofoten und waren so couchsurfing-erfahren, dass sie sogar einen eigenen Artikel in einer finnischen Zeitung erhalten hatten. Freundlicherweise durften wir auch bei ihrer Couchsurfing-Gastgeberin in Vilnius schlafen. Diese fragte uns, ob wir noch länger in der Stadt blieben oder mit den Jungs Vilnius am nächsten Tag verlassen würden. Nach dieser Frage entschlossen wir uns aufgrund der lustigen Fahrt nach Vilnius spontan, ein kleiner Teil ihres Roadtrips zu werden. So wurden sie uns auf den nächsten 1500 km bis nach Wien nicht mehr los und wir werden mit dieser Kilometerleistung wohl in die Geschichtsbücher des Trampens eingehen. Insgesamt sind wir mit ihnen ca. 1800 km mitgefahren. Das Besondere an diesen Jungs war, dass Sie uns auch immer mit zu ihren Couchsurfern mitnahmen und diese uns tatsächlich immer mit einem Frühstück und einem Abendessen versorgten. So trampten wir mit Halbpension 🙂 und mussten uns um nichts kümmern.

Allerdings legten die beiden auch ein etwas anderes Reisetempo vor als wir bisher gewohnt waren. Wir sind bisher immer etwa 200-300 km getrampt und haben dann ein paar Tage in einer Stadt verbracht. Als wir mit Philipp und Rainer in Vilnius ankamen, bekamen wir um Mitternacht eine Stadtführung von unserer Gastgeberin. Nach 7 Stunden Schlaf und einem halben Tag Stadtbesichtigung fuhren wir 500 km (in fast 8! Stunden) nach Warschau.

          

Dort angekommen schliefen wir auf der nächsten Couch und verließen am nächsten Tag nach 1,5 Stunden Sightseeing die Stadt wieder in Richtung Krakau (500km entfernt 🙂 .

          

Auch hier wurden wir wieder total matt aufgenommen und bekamen eine Mitternachtsführung.

Am nächsten Morgen brachen wir nach 3 Stunden in Krakau wieder auf, um die letzte Etappe nach Wien auf uns zu nehmen.

     

Nun sind wir in einem Vorort von Wien und schauen auf einen Roadtrip der unvergesslichen Art zurück: Wir haben mit Philipp und Rainer 2 ganz besondere Menschen kennengelernt, die uns nach einigen Tagen mit gefühlt fehlender Gastfreundschaft (mit Ausnahmen von Guna in Jurmala) die schönen Seiten des Lebens zeigten. Es war toll ein Teil ihres Roadtrips zu sein und nun auch in ihrer Heimat soo nett aufgenommen worden zu sein:

Rainers Familie hat ein kleines Weinfeld und stellt in Heimarbeit jedes Jahr etwas Wein her. Dieser wird dann im „Heurigen“ einem Weingarten (wie ein Biergarten aber mit Wein) ausgeschenkt. Dies ist eine österreichische Besonderheit. Man eröffnet den „Heurigen“, wenn der Wein fertig ist, für ca. eineinhalb Wochen. Der Weingarten befindet sich im Garten das Elternhauses von Rainers Mutter und wir wurden dort mit der besten Brotzeit der Welt empfangen und wurden mal wieder total herzlich aufgenommen.

         

Nun werden wir noch eine Nacht hier verbringen und planen ab morgen ein paar Tage in Wien zu bleiben, um dann bald die Reise nach Bayern anzutreten.

6 Antworten zu “Reisebericht Nr. 18 – Der schnelle Weg nach Wien”

  1. Schickser sagt:

    Na… Was soll man sagen… Wieder mal unglaublich. Coole Sache alles. Dann doch recht fix nen riesen Sprung gemacht…

    Wie war denn eure ursprüngliche (grobe) Planung? So schnell schon Richtung Süden oder dachtet ihr erst noch an einige Zeit im Baltikum? Oder hattet ihr eh geplant durch Polen (und ggf. Tschechien) Richtung Bayern zu kommen? Aber wohl sowieso nicht sooo schnell, ne?

    Dann mal ne schöne Zeit im (halbwegs) deutschsprachigen Raum…

    • johananni sagt:

      So, gerade in Rosenheim angekommen haben wir ein bisschen Zeit, dir endlich zu antworten. (Der nächste Bericht folgt natürlich so schnell wie möglich.)
      Unsere ursprüngliche Planung war: Erst noch einen Tag in Lettland wandern, dann nach Vilnius trampen und dort einige Tage verbringen. Danach wollten wir über Warschau nach Berlin fahren, um möglichst schnell und bequem nach München reisen zu können. Tja, es kam anders. Und das war gut so!!! 🙂

  2. Göthels sagt:

    Hallo Ihr Beiden,
    da habt ihr aber schon einiges erlebt und wir wünschen Euch weiterhin viel Spaß.
    Vielen Dank für die Karte. Wir haben uns sehr gefreut, dass ihr an uns gedacht habt.

    LG, Nicole, Greta und Carsten

  3. Rascha sagt:

    yeaaah ihr seid schon gaaaaanz nah 😀 ich kanns kaum erwarten euch zu sehen ihr abenteuerwilden

  4. seberika + erikastian sagt:

    Mensch ihr erlebt Sachen, echt cool!!! Da kann man nur neidisch werden… Wie ist denn das Gefühl jetzt wieder in Deutschland zu sein? Wie gerne würden wir euch jetzt hier sehen, sind aber ab heute Nacht weit weg in Enland… Wir schicken euch auf jeden Fall viele Gruesse und Kuesse und denken an euch!

    • johananni sagt:

      Seberikastian! Ihr braucht ja wirklich nicht neidisch sein mit eurer Isle of Wight! 🙂 Wünschen euch ganz viel Spaß und freuen und schon auf irgendeinem anderen Bauernhof wiederzusehen. :*
      in Deutschland zu sein ist ein witziges gefühl. Ist ja aber bald wieder vorbei. 😉

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