Reisebericht Nr. 25 – Venedig, und jetzt?
Ein komisches Gefuehl war es schon nicht mehr zu Fuss, sondern per Boot nach Venedig ueberzusetzen. Wir hatten uns schon seit Tagen auf die Ankunft eingestellt. Sogar nach den ersten beiden Wochen in den Bergen (Wir waren noch nicht einmal in Italien!) hatten wir erste Anzeichen von Torschlusspanik. Wir ueberlegten, welche Routen wir noch wandern koennten, damit uns die Berge noch etwas erhalten blieben. Letztendlich verschlechterte sich das Wetter leider zu dieser Zeit, so dass wir doch beschlossen, weiterzuwandern.
Hier der Anblick, der sich uns abends am Tuxer Gletscher bot. Ein tolles Naturschauspiel, aber nur dann, wenn man sicher auf der Huette sitzt:
Waehrend unseres Aufenthalts im Spannagelhaus unternahm Johan in der Spannagelhoehle ein Hoehlentrekking, bei dem er ca. 1,5km in die Hoehle unter dem Tuxer Gletscher steigen durfte. Nach einer sehr engen „Kriechstelle“ tief unter der Erde sagte der Fuehrer, Christoph, dass wir geradeaus gehen und dort kurz warten sollten, weil er eben austreten moechte. So standen wir 6 Jungs voellig orientierungslos in der Hoehle und warteten auf Christoph. Als er nach einiger Zeit nicht wiederkam, sagten wir uns, dass alle die Lampen ausmachen sollten, um zu sehen, wo der Hoehlenfuhrer wohl ist. Nachdem der Letzte seine Helmlampe ausgeschaltet hatte, herrschte vollstaendige Dunkelheit. Wir berieten uns, wie wir reagieren wuerden, wenn Christoph in absehbarer Zeit nicht wiederkommen wuerde: „Wir teilen uns auf, gehen jeder in eine andere Richtung und treffen uns in einer Stunde wieder.“ „Haha.“ Dies waere wohl eine ziemlich aussichtslose Situation gewesen und Johan musste kurz an die Bergarbeiter denken, die vor einem Jahr in Chile fuer mehrere Monate eingeschlossen waren. Gluecklicherweise kam Christoph nach gefuehlten 10 min wieder mit den Worten:“Alles klar Jungs, weiter gehts.“ Was der wohl da unten gemacht hat…?!
Einige Tage spaeter machte Nanni Bekanntschaft mit der frischen Hinterlassenschaft einer Kuh. Es war gar nicht so leicht all den Mist mit dem Wasser aus dem Bach wieder abzuwaschen.
Anschliessend trafen wir unsere liebsten Mitwanderer, Christof und la familia, wieder. An just diesem Tag hatte Nanni gerade ein Motivationstief. Nach einem erklommenen Gipfel und guten Gespraechen mit den wiedergefundenen Weggefaehrten lief es sich aber umso leichter. Fuer einige Meter fanden wir sogar noch neue Begleiter:
Besonders auf dem letzten Flachetappen freuten wir uns, dass wir Christof, Yannik, Annika und Reinhard in Belluno wiedergetroffen hatten. Mit ihnen konnten wir die teilweise langweiligen Strecken gut zuruecklegen. Die letzten Etappen vor Venedig wanderte zwar jeder in seinem Tempo und wir (Johananni) uebernachteten nur noch in Privatgaerten oder sogar -zimmern. Doch war es umso schoener, dass sich alle kurz vor dem Markusplatz wiedertrafen und wir die gemeinsame Reise mit leckerem italienischen Café ausklingen lassen konnten. Wir allgemeine Erheiterung sorgte Johans Faux pas. Er wollte nur schnell ein Unterwasserfoto in einem Kanal schiessen, dass er die glitschigen Stufen nicht beachtete und bis zur Huefte im Kanal stand.
Der Abschied, erst von Christof, dann von der Familie, holte uns in die Wirklichkeit zurueck. Nun hiess es nicht mehr: jeden Tag aufstehen und gemeinsam loswandern. Das Ziel war erreicht!
Und nun?
Gluecklicherweise wurden wir von einem Barcelonesen und einem Amerikaner mitten in der venezianischen Altstadt als Couchsurfer aufgenommen. Auf diese Weise konnten wir ganz entspannt in den naechsten Tagen Venedig fuer uns entdecken und die Zukunftsplanung etwas nach hinten verschieben.
Venedig ist von Touristen geradezu ueberlaufen. Biegt man jedoch in ein kleine Gasse ein, kann man innerhalb von Sekunden vollkommen allein da stehen. Die Stadt ist wunderschoen, besonders abends, wenn die meisten Touristen auf die Nachbarinseln oder das Festland fahren. Dann wird es ruhig auf den Strassen und man kann die pràchtigen Hàuser bewundern, wàhrend man durch die Gàsschen schlendert oder sich auf einen Steg am Canale Grande setzt.
Als Kontrastprogramm zu dem stark ueberlaufenen Stadtkern koennen wir nur einen Ausflug zu den Nachbarinseln empfehlen.
Statt Busse fahren natuerlich Faehren, sogenannte Vaporetti, durch die Kanaele. Wenn man sich ein 24h-Ticket kauft, hat man genug Zeit, einige Inseln zu besuchen. Wir besichtigten zunàchst die Inseln der Glasblàserkunst, Murano.
Ausserdem besuchten wir Torcello und San Erasmo, auf denen vor allem Obst und Gemuese angebaut wird. San Erasmo scheint ferner die Insel der Piaggio-Ape zu sein:
Burano ist eine Fischerinsel. Man sagt, die Hàuser seien deshalb bunt angestrichen, weil die Fischer ihr Zuhause schon von weitem erkennen wollten. Wunderschoen und sehr empfehlenswert!
Schön, dass es nochmal ein paar Fotos zum Fernwehschmachten gibt. Bei der Höhlenexcursion habe ich fast den Eindruck, dass der Führer euch testen …. oder die Angst einfach etwas schüren wollte. 😮 Ich wundere mich auch, dass ihr die Kamera immer so schnappschussbereit habt z.B. beim Kuhfladen und beim Kanalbad.
Als großer Glasfan (unsere Esszimmerlampe ist übrigens aus Muranoglas) hätte ich mich evtl. mit Muranoglas-Briefbeschwerern eingedeckt, aber da wir ja jetzt dem neuen Minimalismus frönen ;), das vollkommene Glück in der Einfachheit suchen und allem Tand und Stress den Rücken kehren wollen, pflanz ich lieber Apfelbäume und plane eine Feuerstelle im Garten. (Der Apfelbaum „Nanni“ wächst in die Breite und verliert schon Blätter, während Baum „Johan“ schlank und grün über die Hecke schauen will. Vielleicht muss ich die Namen doch noch ändern!)
😀
Wünsch euch weiter eine unbeschwerte Reise!
Hallo ihr beiden,
danke für die schöne Karte , wir haben uns sehr gefreut !