Reisebericht Nr. 43 – Neujahr mit Sonnenschein und Palmen

7. Januar 2013, 4 Kommentare

Zum ersten Mal seit Reisebeginn hatten sich Freunde bereit erklärt, mit uns zusammen reisen zu wollen. Schon im Herbst hatten wir diesen Winterurlaub mit Sebi und Erika geplant. Für Erika stand damals schon fest: „Ich will dahin, wo auf jeden Fall die Sonne scheint!“ Da fiel die Entscheidung leicht, denn es kamen natürlich nur die kanarischen Inseln in Frage.

Seit anderthalb Wochen genießen wir nun schon das angenehme, in der Sonne durchaus heiße Wetter Teneriffas.
Wir hatten uns in das Hostel Mamio Verde bei Santa Ursula einquartiert und genossen nicht nur in der Silvesternacht einen sagenhaften Blick auf Puerto de la Cruz und das Orotavatal. Jeden Morgen freuten wir uns über den Anblick dieses grünen Teils der Insel.
Das Hostel selbst war etwas gewöhnungsbedürftig. Doch uns störte schon bald der Fettfilm in der Küche und das fischige Wasser in der Dusche nicht mehr. Nach einigen Tagen genossen wir nur noch den ländlichen Charme des Hostels, während bei Frühstück und Abendessen Hühner, Enten und Hund Thysson um unseren Tisch herumtanzten. Die Pferde des ehemaligen Reiterhofes lernten wir bei einem kleinen Ausritt in die Berge kennen.
An Silvester durften wir im Hostel eine unvergessliche Nacht mit vielen internationalen Gästen verbringen. Als wir um Mitternacht das Orotavatal beobachteten, hatten wir das Gefühl die ganze Ebene blitzte und leuchtete. Im Nachhinein erfuhren wir, dass durch die Krise all die großen Feuerwerke der Hotels nur sehr klein ausgefallen waren. Unser Silvestererlebnis war dennoch einmalig.

Der erste Morgen des neuen Jahres 2013 war jedoch einer der schönsten und prägendsten Erlebnisse des Teneriffa-„Urlaubes“. Zwar lässt sich die Besonderheit der Situation nicht an einem konkreten Ereignis festmachen, doch fühlten wir uns das erste Mal richtig angekommen auf dieser kanarischen Insel.
Da wir ohnehin frisches Brot kaufen wollten, beschlossen wir, die Bar oben an der Straße zu besuchen. Dort würden wir Baguette bekommen, konnten uns aber zunächst mit einem Cortado (spanischer Espresso mit wenig Milch) in Schwung bringen. Als wir den Anstieg zur Bar geschafft hatten, rissen die Wolken auf. Die Sonne grüßte uns genauso herzlich wie der siebzigjährige Barbesitzer, dem wir täglich bei unserer Joggingrunde zugewunken hatten. Wir gaben unsere Bestllung an der Theke der kleinen urigen Kneipe auf, wollten jedoch nicht auf die warmen Sonnenstrahlen verzichten. Kaum hatten wir uns auf die Bank am Straßenrand gesetzt, stürmte ein jüngerer Mann aus der Bar, der uns quietschgrüne Plastikstühle und -tische auf die Parkbucht vor der Kneipe stellte. Wir bedankten uns, als er uns eine Spezialkreation, Kaffee mit süßer Kondensmilch servierte. Erst als nach und nach gut gelaunte, ältere Herren eintrudelten, bemerkten wir,dass die Bank ihnen vorbehalten war. So hatten wir uns das soziale Leben in einem spanischen Dorf vorgestellt. Die 45 Jahre alte Bar war Treffpunkt für junge und alte Anwohner des Örtchens Santa Ursula. Während wir uns die frühlingswarme Sonne ins Gesicht schienen ließen, vergaßen wir das graue Deutschland. Nun waren wir wirklich auf Teneriffa angekommen. Auf unseren grünen Stühlen am Straßenrand waren wir mittendrin. Wir wurden freundlich gegrüßt und man wünschte sich gegenseitig „Feliz año nuevo!“.
Unsere Stimmung stieg sogar noch, als ein BMW mit lauter Musik vorfuhr. Der fast zahnlose Kanare, der aus dem Wagen schwankte, verwunderte uns zunächst. Er hatte jedoch sichtlich Freude daran, uns mit seiner Musik zu unterhalten. Bei der guten Laune, die uns Shakira und dieser verrückte Spanier beschert hatten, beschlossen wir, dass ein süßer Kaffee genug Grundlage für unseren ersten Vino tinto sein würde.
Im Takt der Musik schwangen wir die Arme in der Luft oder trommelten auf den Plastiktisch. Der BMW-Fahrer schien hingegen das ganze Dorf zu kennen. So hielt fast jedes vorbeifahrende Auto vor den zwei grünen Tischen an, weil es von einem zahnlosen Spanier und vier tanzenden Deutschen begrüßt wurde.

4 Antworten zu “Reisebericht Nr. 43 – Neujahr mit Sonnenschein und Palmen”

  1. Anne sagt:

    Toller Bericht! Kann mir alles so richtig vorstellen. Was so ein paar Sonnenstrahlen schon ausmachen. Die gute Stimmung springt glatt rüber ins trübe Alemania. Ob wir nicht doch für ein Ferienhäuschen mal alle zusammenschmeißen sollten? ;D
    Tankt Energie für mich mit! Ich freue mich für euch!

  2. Schickser sagt:

    Jaja, unser Hostel in Lissabon war „individuell“… Für den künstlerischen Freigeist… 😛 Da hört sich der „ländliche Charme“ schon besser an… 😉

    Ich buch mich bei dem erwähnten Ferienhäuschen schon mal mit ein… 😉

  3. Rascha sagt:

    ich wäre dann auch dabei 😀

  4. Der Stephan sagt:

    Geschichten, die nur das Leben schreibt 🙂

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