Reisebericht Nr. 47 – Schaum statt Schnee
Da wir am Sonntag keine Lust hatten, den ganzen Tag wieder am Strassenrand zu verbringen und uns die Kueste zwischen Conil de la Frontera und Tarifa zum Wandern empfohlen worden war, nahmen wir morgens den ersten Bus von Cadiz nach Conil. Dort versorgten wir uns mit Baguette und Kaese und begannen unsere Wanderung am Strand, waehrend es stuermte und schwarze Wolken ueber dem Meer aufzogen. Vom Wetter wollten wir uns nicht aufhalten lassen. Daher packten wir unsere Regenkleidung ganz nach oben und liefen los.
Begeistert von der Landschaft bemerkten wir, dass uns die stuermische See rechter Hand an unseren Junibesuch in Daenemark erinnerte, die gruenen Huegel zu unserer Linken an das Voralpengebirge. Unsere Ueberraschung steigerte sich, als wir ploetzlich braune Kuehe mit langen Hoernern auf den bewachsenen Duenen neben dem Strand grasen sahen. Da ihnen ihre Kaelber auf Schritt und Tritt folgten, hielten wir aus Angst, ein Muttertier zu provozieren, gehoerigen Abstand. Doch aus der Entfernung sahen wir zwei Jogger ohne grosse Vorsicht durch die Herde laufen. Da fassten wir Mut und steuerten schon auf die naechste Gruppe brauner, langhoerniger Tiere zu, als ploetzlich einer der Jogger in seinem gebrochenen Englisch „Very dangerous!“ sagte. Er zeigte auf den grossen Stier, den wir zuvor nicht bemerkt hatten und meinte auf Spanisch: „Wie Usain Bolt zur Spitzenzeit!“
Die Jogger kehrten um und wir beschrieben einen grossen Bogen um die Herde, indem wir ueber den Strand liefen. Wir freuten uns, nicht nur einem Stierkampf entgangen zu sein, sondern auch dem Unwetter, dass offensichtlich an uns vorbeigezogen war. Doch der Wind peitschte immer noch die Wellen, von denen jede einzelne eine dicke Schaumschicht auf dem Sand hinterliess. Die weissen Flocken wurden wiederum von den Böen quer ueber den Sand getragen. Ein eigenartiges Bild, dass uns an die weihnachtliche Lichtershow in Sevilla erinnerte. Dort war – bei gut 15 Grad – Schnee durch kleine Schaumflocken simuliert worden, die ueber die staunende Menschenmenge gestoben wurden.
Wir freuten uns ueber unseren Winterspaziergang am Strand, kehrten aber im naechsten Ort in ein kleines Café ein, um uns etwas Windstille zu goennen. Als wir wieder aufgewaermt waren, zogen wir weiter, vorbei an geschlossenen Cafés und Surfschulen. Beim Ortsausgang wussten wir nicht so recht weiter. Ueber einen matschigen Pfad waren wir schon wieder auf Sandduenen unterwegs, da sahen wir ueber dem Meer tiefschwarze Wolken direkt auf uns zukommen. Wir schauten uns um und sahen, dass es auf den naechsten Kilometern keine Unterstellmoeglichkeit geben wuerde. Daher liefen wir zurueck ins Dorf und versuchten die wenigen Autos auf der Strasse anzuhalten. Tatsaechlich bremste schon der dritte Wagen und liess uns einsteigen. Er willigte ein, uns zur naechsten Tankstelle zu bringen, damit wir weitertrampen konnten.
Inzwischen goss es wie aus Eimern. Jesús, so hiess der Fahrer, erzaehlte uns, dass er gerade seine Ferienwohnung streiche, die er im Sommer vermiete. Kurzerhand boten wir ihm unsere Hilfe an und er entgegnete, dass wir dann auch gerne dort schlafen koennten. Also kauften wir einige Lebensmittel ein und fuhren zusammen zu dem kleinen Ferienhaus. Jesús hatte mit seinen Freunden aus einem alten Pferdestall ein schoenes, gemuetliches Wohnhaus gebaut.
Den ganzen Nachmittag weisselten wir die Waende bis die Sonne unterging. Unser Gastgeber versprach, uns am naechsten Tag um 9 Uhr abzuholen und zu einer guten Tramperstelle zu bringen. Wir kochten uns Spaghetti und fielen muede ins Bett, als der Mond schon hell durch das Dachfenster schien.
Ich war schon mal in Conil in einem schönen Hotel oberhalb der Klippen. „Flamenco“ heißt das. Es war sehr schön, weil wir von dort aus auch in die weißen Dörfer, u.a. Arcos de la Frontera (glaube ich) gefahren sind.
Die Costa de la Luz ist richtig rau, im Sommer nicht so heiß, daher angenehm.
Ich habe damals vom Hotelzimmer aus Tanger sehen können.
Ward ihr auch in Barbate, wo die Thunfischfabriken sind? Wahrscheinlich ist z.zt. alles ein wenig ausgestorben.
Und gegenüber von Cadiz in der Bucht liegt doch auch noch so ein schöner Ort.
Hier tauts gerade. Bald sollen es 7 Grad werden.
Viel Spaß weiterhin!
Ja, die Costa de la Luz ist wirklich super und nicht so verbaut. In Barbate waren wir nicht, weil wir dann am nächsten Tag von Vejer aus über Tarifa bis nach Marbella weitergetrampt sind. Die letzten zwei Tage sind wir von Benalmadena aus bis nach Chilches (hinter Malaga) die Costa del Sol entlang gelaufen: zwar sehr touristisch, aber durchaus schöne Strandpromenaden und man muss nicht so viele Lebensmittel einkaufen, weil ja überall Läden sind.
Wir denken immer an euch, wenn uns beim Wandern zu warm wird und wir unsere Jacken ausziehen. Bald genießen wir das zusammen!!! 🙂
Hallo Ihr zwei Europabummler,
schöner Bericht und Bilder. Seid Ihr ja mal weider gewandert! Nur, dass Ihr gearbeitet/geweißelt habt, glaub ich nicht… das Foto mit Nanni ist doch getürkt, auch wenn die Farbspritzer an den Klamotten etwas Authentizität vorgaukeln 😉
Wir haben heute 20 Grad in Franken (in der Wohnung).
Schöne Weiterreise,
Christof
Die Klamotten waren tatsächlich vorher schon weiß. So ungeschickt bin ich beim Malen nämlich nicht! 😛
Ihr seid ja gar nicht in Spanien, sondern in AUSTRALIEN: http://www.sueddeutsche.de/panorama/ein-traum-von-schaum-1.1585600