Erfahrungsbericht Nr. 3 – Weisheiten vom Bauernhof

15. Oktober 2012, 2 Kommentare

Während des Lebens und Arbeitens auf dem Selbstversorgerhof haben wir viele Sachen gelernt, die uns im Alltag vielleicht nicht so schnell klar geworden wären:

1)      In den Bergen haben wir schon am eigenen Leib erfahren müssen, wie viel Müll man ständig produziert. (Wir mussten ihn ja immer mit uns herumschleppen.) Umso faszinierender war es zu sehen, wie wenig Abfall die Familie am Ende des Tages übrig hatte. Wenn man Obst und Gemüse aus dem Garten, bzw. auf dem Markt holt, fallen auch keine Plastiktüten wie im Supermarkt an. Das (unglaublich leckere) Brot wurde selbst gebacken und Milchprodukte in Behältern beim benachbarten Bauern gekauft. Da bleibt nicht mehr viel anderes als Kompost übrig.

2)      Wir haben uns abgewöhnt immer so pingelig mit Obst und Gemüse zu sein. Wenn mal ein Würmchen oder eine braune Stelle an der Frucht ist, wird sie weggebissen und ausgespuckt. Man muss nicht einen ganzen Apfel wegschmeißen. Auch im Supermarkt muss für uns das Obst und Gemüse nicht mehr absolut perfekt aussehen. Was der Schönheitswahn beim Essen mit sich bringt, kann man im Film ‚Taste the waste‘ sehen.

3)      Schon in unseren letzten Wandertagen in Norditalien durften wir in paradiesischen Verhältnissen leben. Denn das Essen hing an Bäumen und Sträuchern und musste nur gepflückt werden. Doch diese Möglichkeit kann man auch in Deutschland nutzen (siehe www.mundraub.org).

So kann man Geld sparen und der Umwelt noch was Gutes dabei tun. Äpfel halten sich übrigens den ganzen Winter lang, wenn man sie kalt und dunkel lagert. Fragt mal eure Oma.

4)      Fleisch gab es auf dem Hof immer nur für den Hund! Wenn man gut kochen kann, braucht man keinen Hundefraß von Wiesenhof & Co.

 

2 Antworten zu “Erfahrungsbericht Nr. 3 – Weisheiten vom Bauernhof”

  1. Erika sagt:

    Ich erlaube mir mal ein paar Erkenntnisse aus meiner Selbstversorgerhof-Erfahrung hinzuzufügen 🙂
    also:

    5) Nach getaner (körperlicher) Arbeit schmeckt das Essen doppelt so gut und man schläft doppelt so tief

    6) Die Einfachheit der Dinge schätzen: ein Feld runterlaufen, einen Blumenkranz basteln, im Gras sitzen und Mundharmonika spielen, den Sternenhimmel bei sonst finsterer Nacht anschauen (so finster wie sie nur auf dem Land sein kann), einen selbstgepflückten Apfel essen, die gemeinsamen Gespräche beim Arbeiten, usw. sind Dinge die nicht viel kosten, einen aber sehr zufrieden machen können

    7) Man lebte auf dem Hof viel stärker von der Natur. Ziatat: „Lena, hast du gerade gemolken?“-„Ja, ich wollte Kellogs essen.“

    8) aus der Beobachtung von Tieren kann man viel lernen: Ziegen zum Beispiel laufen immer einfach dem hinterher der gerade den Ton angibt, selbst wenn der Weg total falsch ist –> manchmal machen wir Menschen es nicht besser
    andere Beobachtung: Pferde werden hyperaktv wenn sie Zucker bekommen

    9) Kann man nicht in die Welt raus (denn die Tiere müssen zu Hause versorgt werden), dann holt man sie sich her (vielgereiste Wwoofer)

    10) „Ist es schön, es regnet!“ –> alles kann wachsen

    usw.

  2. Der Stephan sagt:

    Zunägscht mal: Mir ist eben erst aufgefallen, dass die Fotos in voller Auflösung online sind. Nachdem man draufgeklickt hat noch mal mit der rechten Maustaste anklicken und „Grafik anzeigen“ auswählen. Vielleicht ist das für den ein oder anderen ja auch eine Neuigkeit!

    Die Bauernhofarbeit finde ich auf jeden Fall sehr sehr cool, auch wenn sie einige (aus unserer Sicht) Einschränkungen mit sich bringt. Hut ab vor der Familie diesen Schritt vor 11 Jahren gegangen zu sein. Aber die Gegend ist echt wahnsinnig idyllisch.

    Ansonsten sprecht ihr viele interessante Themen an:

    Ich denke auch, dass Fleisch absolut verzichtbar ist, auch wenn ich (noch) kein Vegetarier bin. Aber selbst wenn: Der gute alte Sonntagsbraten von Omma sollte wirklich für eine Woche genügen.
    Die Tierhaltung ist einfach absolut pervers. Paul McCartney hat einmal gesagt „Wenn Schlachthäuser Wände aus Glas hätten wäre jeder Vegetarier“.

    ABER, sorry. Mit am schlimmsten ergeht es Kühen. Also auch die Milch macht’s nicht. Da ist auch Bio-Milch leider nicht immer eine Garantie. Und das sage ich, obwohl zu 99% Bio kaufe.

    Mundraub: Habe einen Brombeerstrauch bei mir in der Nähe entdeckt. Jogge dort öfters vorbei, aber kosten würde ich in der Gegend eher ungerne davon 😉

    Taste the waste: Das ist schon traurig. Ganz so lässig wie ihr sehe ich das nicht (so nen Wurm im Apfel ist schon verdammt ekelig!), finde auch ein MHD nicht grundsätzlich verkehrt. Blöd ist nur, dass es rechtliche Konsequenzen hat und vermeintlich Verdorbenes schlicht nicht mehr verkauft werden DARF.

    Die Verschwendung beschränkt sich aber natürlich nicht nur auf Lebensmittel. Mein Filmtipp: Kaufen für die Müllhalde – geplante Obsoleszenz (http://www.youtube.com/watch?v=zVFZ4Ocz4VA)
    Die Welt ist schon manchmal krank. Oder besser gesagt, was wir Menschen mit der Welt so alles anstellen.

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