Reisebericht Nr. 39 – Von Höhen und Tiefen

8. Dezember 2012, 1 Kommentar

Da das Netzteil unseres Netbooks zwischenzeitlich den Geist aufgegeben hatte, kommt nun hier etwas verspätet ein schöner Abschlussbericht von unserer Lieblingsinsel, Mallorca.

Die Insel gefiel uns so gut, dass wir zweimal beschlossen unseren Aufenthalt und das gemietete Auto zu verlängern. Dabei beschlich uns schon fast ein schlechtes Gewissen: eine ganze Woche lang ein fester Aufenthaltsort und dazu noch ein eigenes Auto? Wie spießig! Die Gewissensbisse waren mit einem Mal weggeblasen, als wir einen Tramper am Straßenrand stehen sahen! Unser erster Anhalter! Wir waren überglücklich, ihn ein Stück mitnehmen zu können. Er auch, da er wegen der niedrigen Temperaturen (10° C) schon ganz durchgefroren war.

Wir wollten noch ein paar Tage in einem anderen Ort als Son Servera verbringen und handelten uns dabei mal wieder mehr Abenteuer ein als wir zuvor vermutet hätten.

Im Örtchen Porreres hatten wir einen Couchsurfer gefunden, der uns bereitwillig aufnehmen wollte. Wir verabredeten uns also abends um 19 Uhr dort und als wir schon eine Stunde in unserem Wagen gewartet hatten, antwortete er auf unsere SMS, dass er erst gegen 22:30 Uhr nach Hause kommen würde. Bei einem Telefonat stellte sich unser Missverständnis heraus, aber er versicherte uns, dass er uns auf jeden Fall aufnehmen würde. So begaben wir uns in eine Bar, in der wir viele Cafes con leche trinken und mehrere Stunden warten würden. Leider meldete sich unser erhoffter Gastgeber von da an nie wieder! Er war auch nicht auf seinem Handy erreichbar. Außerdem gab es in der Umgebung keine Hotels, schon gar keine, die noch um 23:30 Uhr geöffnet waren. Also sprach Nanni die Gruppe Mallorquinerinnen an, die sich am Nebentisch lauthals und fröhlich unterhielt. Wir erklärten unsere missliche Lage und fragten sie, ob eine von ihnen ein Gästezimmer frei hätte. Zum Glück hatten die Frauen Mitleid mit uns und brachten uns für diese Nacht unter.

Wir waren heilfroh, jedoch auch enttäuscht, auf diese Weise sitzen gelassen worden zu sein. Denn nun fehlte uns auch die Couch für den nächsten Tag, der noch verrückter enden sollte.

Nach der morgendlichen Verabschiedung von unserer spontanen Gastgeberin fuhren wir nach Alaró, um eine wunderschöne Wanderung zum Castell zu unternehmen.

         

Möchte man sich danach etwas stärken, ist das urige Restaurant ‚Es Verger‘ sehr zu empfehlen.

Im Gegensatz zum Rest der Insel, war dieses auch in der Nebensaison vollkommen überfüllt. Doch gerade das große spanische oder mallorquinische Stimmengewirr machte die Atmosphäre perfekt.

Wir setzten uns an einen großen runden Tisch, der sich kurz darauf mit fünf Freunden, zwei Pärchen und einer Schwester, füllen sollte. Da es ebenfalls Deutsche waren kamen wir sofort ins Gespräch. Ricardo und Cato lebten schon seit 15 Jahren auf Mallorca und betreuten ein Haus bei Palma. Ricardos Schwester, Momo, war zu einem kurzen Besuch hergeflogen. Jürgen und Gerald machten ebenfalls Urlaub auf der Insel, wo sie eine Wohnung besitzen.

Wir teilten unsere Begeisterung für das Lokal und die Insel und wurden kurzerhand zu einem gemeinsamen Abendessen eingeladen. Ricardo und Cato boten uns sogar einen Schlafplatz an. Nachdem wir also wieder bis nach Alaró abgestiegen waren und zwei Weine aus einem benachbarten Weingebiet besorgt hatten, machten wir uns auf den Weg nach Son Vida. Wir wunderten uns zunächst darüber, dass Ricardo vorgeschlagen hatte, uns beim Wachmann am Ortseingang zu abzuholen. Doch als wir dort eintrafen und direkt auf einen Golfplatz zusteuerten, wunderte uns gar nichts mehr. Als wir den Millionenhügel erklommen hatten, öffnete sich auf Knopfdruck ein Tor, durch das wir in die Welt der Schönen und Reichen einfuhren. Unsere beiden Gastgeber waren die Housekeeper eines wohlhabenden Mannes. Diesem gehörte die Villa hinter dem Tor. Ricardo führte uns jedoch an ihr vorbei und am Pool entlang: „ Der Personaleingang ist etwas weiter unten, passt auf die Treppenstufen auf, die sind etwas unregelmäßig.“ Unten angekommen stellte sich heraus, dass dies das Einzige nicht ganz stimmige an dem Grundstück war. Die Wohnung der beiden Housekeeper war bis aufs Letzte durchgestylt. Selbst die beiden Hunde passten perfekt zum Interieur. Modern eingerichtet, aber nicht so kalt, wie man es oft von modernen Wohnungen kennt, zeigte uns diese viel Liebe zum Detail. Der Höhepunkt war die 2m x 1,2m Meter große, selbst entworfene Badewanne, die Ricardo uns einließ, damit wir uns frisch machen konnten. Es folgte ein unvergesslicher Abend mit einem (extra wegen uns vegetarisch zubereitetem) leckeren Essen und vielen Geschichten, die uns lange in Erinnerung bleiben werden.

Am nächsten Morgen tauchte die aufgehende Sonne die gesamte Wohnung in ein warmes rötliches Licht. Als es ganz hell war, wurde man den Eindruck nicht mehr los, man befinde sich leibhaftig in einer Wohnzeitschrift. Auf dem Bauch liegend formten wir mit den Fingern Rechtecke. Eindeutig! Wir waren gerade in einem Design-Magazin aufgewacht. Als wir aufstanden, konnten wir über die Ledersessel hinweg den Blick über Palma bei Sonnenschein schweifen lassen.

Inzwischen ertönte ein sanftes Zitterspiel. Ricardo hatte sein allmorgendliches Alpenpanorama des bayrischen Fernsehens eingeschaltet.

Beim Frühstück genossen wir noch ein letztes Mal den Luxus einer so wunderschönen Wohnung und die Anwesenheit des verrückten Pärchens, bevor wir unten Fährtickets nach Valencia buchten.

Eine Antwort zu “Reisebericht Nr. 39 – Von Höhen und Tiefen”

  1. Schickser sagt:

    Wieder mal zu gut… 😛 Hatte schon ne Kurzfassung vorab vom Matti gehört…

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