Reisebericht Nr. 16 – die Wanderung durch das Mückengebiet

23. Juli 2012, 10 Kommentare

Nach einigen Tagen Stadturlaub pochte Johan sehr auf einen längeren Aufenthalt in der Natur. So entschlossen wir uns einem – vor wenigen Tagen erst eingerichteten – Trail zu folgen. Wir wanderten von Kolga bis nach Ardu., was insgesamt etwa 60 km entsprach.

Da wir erst so gegen halb sieben von unserem Busfahrer unerlaubterweise („Don’t tell anyone!“) am Trail abgesetzt wurden, lernten wir sofort die Lage richtig einzuschätzen. Denn die hunderte Moskitos, die auf uns einstürzten, würden in den folgenden Tagen nicht nachlassen. Zum Glück hatten wir uns noch in Tallinn mit Mückenspray „with Poison“ eingedeckt, das uns tatsächlich viele Mücken vom Leib hielt.

Einen Vorteil hatte der ständige Mückeschwarm: Wir fühlten uns getrieben und legten schon am ersten Abend eine gute Strecke zurück, bis wir einen schönen Zeltplatz am See fanden. Ein Teil der Strecke bestand aus einem 2,5 km langen Steg, der über ein wunderschönes, farbenfrohes Sumpfgebiet führte. Erstaunlicherweise die einzige Gegend an diesem Abend ohne Mücken!!!

    

Die Wälder laden hier regelrecht zum Beerensammeln ein. Es gibt wilde Blaubeeren, Erdbeeren und sogenannte Honeyberrys, die nur in Sumpfgebieten wachsen und süsslich sein sollen. Wir hatten eine solche Honigbeere probiert und sie schmeckte eher scheusslich als süsslich. Allerdings sind die Beeren schwer zu finden und vielleicht war diese eine gefundene schon etwas angegammelt. Die Blaubeeren und die Erdbeeren die wir fanden, schmeckten allerdings alle sehr lecker (auch wenn manche ein bisschen sauer waren).

Wir hatten die Befürchtung, dass eine solch lange Wanderung ohne Berge langweilig werden könnte. Doch zum Glück bestätigte sich dies nicht. Sicherlich ist es manchmal langweilig durch schier endlose Wälder zu laufen, doch wir entdeckten zwischendurch immer wieder mal interessante Dinge. So machten wir die Spuren eines fleissigen Bibers ausfindig, der an einer Stelle einige Bäume gefällt hatte. Auch ein umgestürzter Baum war uns ein Foto wert:

 

Manches Foto wird ein Rätsel bleiben:

Wir freuten uns auch immer über Stellen, an dem die Bäumer weniger wurden und der Blick auf Seen und Wiesen freigegeben wurde.

 

Man kann auf einer mehrtägigen Wanderung nicht seinen kompletten Wasservorrat mitnehmen. Daher haben wir ein Mittel zur Wasseraufbereitung, das uns in Norwegen in den Bergen schon gute Dienste leistete. Vorraussetzung hierfür ist klares Wasser, das am besten fliesst und keine Schaumbildung aufweist. Leider hatten wir hier starke Probleme solches Wasser zu finden, weil die Bäche und Seen in unserem Wandergebiet ziemlich schwarz sind (Torf aus den Sumpfgebieten?). Es ist angeblich nicht giftig, aber wir hätten schon sehr ausgetrocknet sein müssen, um dies auszutesten. So waren wir überglücklich, als wir diesen herrlich sauberen Fluss fanden in dem wir uns auch endlich mal waschen konnten (am 2. Tag:).

Die dritte Etappe nutzten wir als Vorbereitung für unsere Alpenüberquerung, indem wir 32 km (wenn auch nur über flaches Land) zu Fuss zurücklegten. Glücklicherweise gab es auch hier schöne Sumpfgegenden.

 Am Abend erwartete uns ein See, an dem wir unser Zelt aufschlagen konnten.

 

 Der nächste Tag sollte ein Ruhetag werden, an dem wir uns ausnahmsweise mal Bier, Pommes, frittierte Wiener-Würstchen und Salat von einer Bude leisteten, bevor wir nach Pärnu weitertrampten.

 Nun haben wir uns (nach einige Stunden vor diesem Computer im Motel) gut erholt und werden heute Abend weiter gen Süden (Richtung Ikla) wandern.

 

10 Antworten zu “Reisebericht Nr. 16 – die Wanderung durch das Mückengebiet”

  1. Schickser sagt:

    Da wurde der Bart ja doch mal wieder ein wenig gestutzt…

    Und naja, der Ganges ist noch „schmutziger“… Ihr entwickelt bestimmt auch Antikörper mit der Zeit… 😛

    Wie steht es eigentlich mit der Hausapotheke? Habt ihr einige Mittelchen mit? Sachen wie Blasenpflaster sowieso wahrscheinlich?

    Ich hoffe ihr habt die Beeren erst ab einer Höhe gepflückt wo Tiere nicht mehr rankommen um sich zu erleichtern…? 😛

  2. Anne sagt:

    Da ich ja gerne verfolge, wo Ihr gerade seid, hatte ich mir überlegt, dass man mit Hinblick auf das Reisebuch 😉 doch auch Eure Route in einer Europakarte einzeichnen müsste. Aber jetzt kommts: Bei Google Map bekommt man noch nicht einmal die Gegend um Tallinn gezeigt, so unbekannt ist dieses Land. Da sind wir wirklich auf Eure Berichte angewiesen und hoffen, dass Ihr nicht elend zugrunde geht. Denn Retten ist nicht drin!
    Wenn Ihr so eine lange Wanderung in der freien Wildbahn macht, könnt Ihr da denn nicht Wasserbehälter auf eine Art Stechkarre binden und wie einen Trolley durch den Wald ziehen? Wasser scheint ja wichtiger als jedes Kleidungsstück zu sein! Oder bindet Euch Wassersäcke um den Gürtel.
    Ich hab mir inzwischen einen Wanderstock zugelegt, der ist aber so groß, dass ich aussehe wie „Hänschen klein“. Manchmal ziehe ich auch den Stock hinter mir her. Ich überlege ernsthaft, mir hier im Dorado des Wanderns zwei Teleskop-Wanderstöcke zu kaufen, hatte aber noch keine Zeit in den rummeligen Ort zu gehen. Das will was heißen, dass ich noch nicht Shoppen war! Ich merke, Eure Einstellung „Weniger ist mehr“ hat mich schon durchaus überzeugt.
    Womit ich mich wohl nie anfreunden kann, sind die kleinen Viecher. Ob Ihr jetzt wohl schon immun seid gegen Mücken? Hier habe ich nur 2 Bremsenstiche bekommen, die immerhin lange jucken. Aber durch den kühlen Sommer (und vielleicht auch mein unattraktives Blut) sind die Plagegeister dieses Jahr nicht so schlimm zu mir.

    Ich freue mich nun immer wieder für Euch für die vielen Erlebnisse, lese gerne die Berichte, auch die Kommentare der anderen, stelle mit Erstaunen fest, dass bei früheren Berichten Bilder ergänzt wurden, Kommentare dazukamen und bin trotz wohlgemeintem Ratschlag an Euch, weniger zu schreiben, begierig Eure Erlebnisse zu lesen.
    Dicke Bussis!!!

  3. Oli sagt:

    Um das Rätsel des Bildes mit den Schmetterlingen zu lösen, die sitzen da und nehmen Spurenelemente aus der Feuchten Erde auf 😉 Gruß vom Hobbybiologen

    • johananni sagt:

      Aufgrund der fehlenden Nässe in den Tagen davor könnte es auch ein Stück Scheiße gewesen sein. Gruß vom Hobbykackologen 🙂

  4. Tine sagt:

    Hey, schön, endlich wieder von Euch zu lesen 🙂
    Ich schaue doch ab und zu mal vorbei und hab mir schon langsam Sorgen um Euch gemacht.
    Bis auf die Mücken und das viele Laufen mit Gepäck seit Ihr ja wirklich zu beneiden.
    Ich muss bei schönstem Wetter arbeiten.
    Meldet Euch mal wieder, es ist immer schön, an Eurer Reise teilzuhaben.
    LG
    Tine

    PS für Jo: in zwei Wochen arbeiten wir doch tatsächlich mit der Firma Niceclean auf der alt bekannten Baustelle zusammen – ich sag nur Mehl 😉

  5. Der Stephan sagt:

    Junge, Junge. Wie die Zeit vergeht. Erst dachte ich „Die legen aber ein Tempo vor. Wenn sie so weitermachen sind sie in drei Monaten durch ganz Europa“. Und dann fiel mir auf, dass ihr schon gute anderthalb Monate unterwegs seid.

    Dennoch: Habt ihr mal überlegt in einem Ort/Land noch länger zu bleiben? Mir ist noch Johans Aussage im Gedächtnis: „Wer weiß, wenn es uns gefällt bleiben wir vielleicht auch drei Monate in Norwegen“. Anhand der Berichte erfährt man zwar ab und an von ein paar Tagen Rast, aber letztlich wirkt es doch eher „rastlos“ 😉

    Viel Spässkes weiterhin!

    • Anne sagt:

      Ja, Stephan, das dachte ich zwischenzeitlich auch oft. Deshalb habe ich bei einem Kommentar den häufigen Ortswechsel als Stressfaktor angenommen. Aber ich könnte mir vorstellen, dass folgende Aspekte die Aufenthalte verkürzten:
      – Anfangs war es recht kalt und regnerisch, man konnte sich nicht gut im Freien (Zelt) aufhalten.
      – Die Hostels waren in Norwegen und Schweden teuer, Unterkünfte bei Leuten gabs nicht.
      – Aufenthalte in Städten reichen echt für wenige Tage, die richtige Abwechslung von Kultur und Natur macht oft die nötige Entspannung aus.
      – Die Gastgeber WOLLEN einen nicht so lange dahaben… und DAS würde ich für mich als Problem ansehen. Dann muss man ja weiter und wird von äußeren Umständen getrieben.
      So, das waren nur meine Gedanken, vielleicht sehen es die beiden ganz anders, vielleicht ähnlich, empfinden es aber nicht so schlimm.
      Mal sehen, ob sie es im Süden bei wärmerem Wetter und billigeren Preisen länger aushalten.

    • johananni sagt:

      Entschuldige die späte Antwort, aber die letzten Tage waren wirklich sehr ereignisreich. Du sollst natürlich trotzdem eine Antwort erhalten:
      Mama (Anne) hat in ihrem Kommentar viele richtige Gründe genannt, wie z.B. das schlechte Wetter anfangs und die Tatsache, dass es Johan nach ein paar Tagen Stadt schnell wieder ins Grüne zieht. Allerdings stimmt die Aussage, dass uns die Einheimischen nicht länger aufnehmen wollen oder können nicht immer. klar können wir manchmal nur 1-2 Nächte bleiben. wenn wir es jedoch wollten, würden wir einfach in der Nachbarschaft fragen. es ist daher nicht wirklich ein Grund. wir, vor allem Nanni hatte doch einige Städte im Kopf, die sie unbedingt sehen wollte. manchmal fiel es uns schwer unsere Sachen zu packen und aufzubrechen, doch war der Reiz des Neuen und des Entdeckens größer.

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