Reisebericht Nr. 81 – Condom (hihi)
Das sogenannte Mobile-Home, das wir uns vorgestern gegönnt hatten, genossen wir sehr. Es war ganz neu und modern eingerichtet. Wir fanden es so praktisch, dass man es mit einem Anhänger transportieren kann, dass wir schon überlegten, es auf demjenigen Schulhof aufzustellen, wo ich in meinem Referendariat landen würde. Zumal ich meinen Arbeitsplatz erst drei Wochen vor dem Beginn des Schuljahres erfahren werde.
Nach unserem Frühstück, das mit Croissant, Baguette und Marmelade etwas klein ausfiel, trafen wir uns mit den drei ‚echten‘ Pilgern.
In letzter Zeit hatten wir uns öfter darüber lustig gemacht, dass Johan und ich eigentlich nur Touri-Pilger waren. Wir besuchen Reinhard, Annika und Sira, die schon seit 11 Wochen unterwegs sind, um mit ihnen ein Stück zu laufen. Allerdings nutzen wir jede Gelegenheit zu einer Pause und jede Pause für einen Snack. Das entrückt den anderen nur ein müdes Kopfschütteln, während wir uns wie ‚echte‘ Pilger fühlen.
Immerhin besuchte ich morgens mit Reinhard die Kirche von La Romieu. Sie beeindruckte mit einem schönen Kreuzgang und tollen Ausblicken auf das Umland.
Da wir sowieso nur eine sehr kurze Etappe bis nach Condom (hihi) vor uns hatten, war es kein Problem, dass wir erst gegen 11 Uhr los liefen. In der Nacht hatte es wieder kräftig geregnet, also erwarteten uns schlammige, glitschige Pfade. Doch schon nach kurzer Zeit wurden wir von einem ‚Donativo‘ aufgemuntert, ein Pilger-Rastplatz, bei dem man selbst entscheiden darf, wie viel Geld man für den angebotenen Kaffee in die Dose wirft. Johan und ich waren natürlich sofort wieder Feuer und Flamme. Aber auch die anderen drei genossen sichtlich die kleine Pause und die Unterhaltung mit dem Gastgeber.
Jean-Pierre, der auch deutsch sprach, war ein ehemaliger Pilger und hatte sich dieses alte Haus am Jakobsweg gekauft. Mit Pilgerhilfe hatte er es restauriert und renoviert und zu einer Jakobspilgerherberge ausgebaut. Es ist toll von solchen Geschichten zu hören und Nächstenliebe so offen zu spüren. Denn wir hatten auch schon die kommerzielle Seite des Pilgerns zu spüren bekommen. Wer zelten und nicht so viel bezahlen will, ist nicht immer willkommen.
Nach der Rast bedankten und verabschiedeten wir uns. Wir wanderten weiter über sanfte Hügel und Täler und an einem See vorüber.
Eine kleine Pause gönnten wir uns noch kurz vor Condom (hihi), wobei uns (vor allem Johan) Krümel tragende Ameisen begeisterten.
Auch in Condom (hihi) beeindruckte die riesige Kathedrale.
Doch trotz der kurzen Etappe waren die meisten von uns so erschöpft, dass wir erstmal eine Cola-Pause einlegten, bevor wir letztendlich unsere Herberge aufsuchten.
Dieses Mal schliefen Johan und ich zum ersten Mal mit unserem Zelt auf einem richtigen Campingplatz. Natürlich ist es günstiger wild zu campen, aber Dusche und WC können auch mal ganz angenehm sein.
Hi, hi, ich kann auch zwischen den Zeilen lesen!
Kennt ihr noch die Reklame von der LBS? „Dann will ich auch spießig sein!“ oder eben „ein Touri!“
Macht weiter so, ihr seid deswegen keine schlechteren Menschen!